DER FALKE

von Marie Laberge

 

Theater Junge Generation Dresden

 

 

Premiere: 13.12.2008

Derniere: 07.06.2011


Fotos: Juliane Mostertz


BESETZUNG

Babette Kuschel  (Aline Jobin)

Florian Rast  (Steve)

Ulrich Wenzke  (André Mercier)

 

Regie: Stephan Beer

Ausstattung: Ulrike Kunze

Musik: Lars Kutschke

 

Dramaturgie: Ulrike Lessmann


PRESSESTIMMEN

...Ulrike Kunzes Bühnenbild ist von großer Klarheit und Konsequenz: zwei rechtwinklige orangefarbene Wände sind so massiv wie die eines Bunkers, der schmale Schlitz dazwischen verheißt nicht Freiheit, sondern Enge. Der Boden ist bedeckt mit Kies, den Steve mit Wucht gegen die Wände schleudert oder in den er sich eingräbt, wenn er sich verweigert. Dieser „Sandkasten“ ist Sinnbild für ein Leben, in das Erwachsene ihn gestellt haben und das mit ihm nur so viel zu tun hat, als dass es ihn eingrenzt. Einmal malt er Falken mit wassernassen Handflächen an die Wände, aber so flüchtig, wie sie entstehen, verschwinden sie wieder, verdunsten.

... Babette Kuschel hat sehr berührende Momente, wenn sie mit unentschlossenen Gesten deutlich macht, auf wie dünnem Eis sich diese „Helferin“ bewegt und welchen Mut es sie kostet, der eigenen Liebesfähigkeit zu vertrauen.

... Der Regisseur Stephan Beer ist jung, so dass ihm eine Perspektive nah an der seines Helden möglich ist. Dadurch bleibt sein Blick fernab vom Moralisieren Erwachsener, die vielleicht Hintergründe eines Familiendramas analysieren können, aber die Gefühlswelt der jugendlichen Opfer / Täter nicht ahnen. Weil sie sich uneingeschränkt hinter die Gefühle des Jungen stellt, richtet die Inszenierung den Blick auf die Erwachsenen, die sich auseinandersetzen müssen mit dem, was sie zu verantworten haben...

Es ist eine minimale Geste, mit der der Sohn am Schluss seinem Vater auf den Kopf fasst, um das Haar zu fühlen, wie damals, als er auf dessen Schultern den Flug der Falken beobachtete. Dann geht Steve in sein eigenes Leben. Wenzke steht verlassen da, schaut ihm nach, dreht sich noch einmal nach vorn und man sieht ein Gesicht, zerschlagen von Trauer, und doch mit der Ahnung eines Lächelns ob einer so lange vermissten Zärtlichkeit.

Caren Pfeil, Dresdner Neueste Nachrichten 15.12.2008

 

... Bis zum überraschenden Ende beeindruckt vor allem Florian Rast mit seiner Darstellung des trotzigen, enttäuschten, zornigen Teenagers...

Babette Kuschel als vom Glauben abgefallene Nonne schafft sehr gut den Wechsel zwischen mütterlichem Gutmenschen mit Versagensängsten und Freundin auf Augenhöhe mit dem Verdächtigen.

Sie bildet eine Brücke zwischen dem Vater, der sich selbst nicht verzeihen möchte, und dem Jungen. Ulrich Wenzke macht aus dem verzweifelten Vater einen Mann, der mehr im Labor zu Hause ist als bei seiner Familie. Er bringt neben all der Ernsthaftigkeit auch ein wenig Witz ins Spiel, einen kurzen Schimmer der Hoffnung, dass die ganze Angelegenheit zwar schlimm, aber doch nicht ganz aussichtslos ist...

Christina Wittich, Sächsische Zeitung 15.12.2008