SCHWESTERN
von Theo Fransz
Theater der Jungen Welt Leipzig
Premiere: 23.02.2008
Derniere: 20.06.2012
Einladung zum 16. Domino Theaterfest Göttingen
Fotos: Dorothee Neuling
Elisabeth Fues (Zus)
Anna von Schrottenberg / Anke Stoppa (Mathilde)
Regie: Stephan Beer
Ausstattung: Dorothee Neuling
Dramaturgie: Marion Firlus
...Auf eine einzige Nacht, auf der bleischwer die Schlaflosigkeit der vergangenen Wochen lastet, konzentriert sich Regisseur Stephan Beer. Eine Nacht, aus der sich im agilen Spiel von Elisabeth Fues und Anna von Schrottenberg die Vorgeschichte wie die neue, von Entfremdung geprägte Familiensituation erschließen. Beer hat »Schwestern« als kompaktes, gut einstündiges Zweipersonenstück inszeniert, das von abrupten Tempowechseln lebt. Es glänzt Anna von Schrottenberg als Mathilde, die die Gefühlskapriolen eines Kindes brillant umsetzt. Die Wechsel vom Ärger über die nervende Schwester, hin zum aufgeregten Wetteifern im Tumult der Kinderspiele bis zur Trauer, die einschlägt wie ein Blitz, wenn sich die Realität durch die Fantasiegespinste für einige Momente ans Bewusstsein kämpft. Das sitzt bis zur kleinsten Geste...
Bestnoten verdient Dorothee Neuling für das Bühnenbild. Ein irreales Arrangement für ein irreales Zusammentreffen. Wenn die Schauspielerinnen durch das Gerüst turnen, fühlt man sich an einen Affenkäfig erinnert. Ein Affenkäfig für den inneren Kampf Mathildes: Sausen ihr doch wie flinke Äffchen die Gedanken durch den Kopf. Und die Äffchen, lautet die Botschaft, sie lassen sich zähmen.
Dimo Rieß, Leipziger Volkszeitung, 25.02.2008
... Anna von Schrottenberg und Elisabeth Fues gelingt es, dass es einem immer wieder die Sprache verschlägt. Wenn Zus und Mathilde sich im »Gemeine-Namen-Erfinden« überbieten, hüpft das Herz – doch das Lachen bleibt gleich darauf im Halse stecken, als Mathilde ihre Schwester bittet, sie nicht zu verlassen...
Das Stück berührt zutiefst und zeigt zugleich, wie man sich einem »unspielbaren« Thema nähern kann. »Schwestern« ist gedacht für Menschen ab zehn. Aber auch all jene, die dieses Alter längst überschritten haben, sollten es sich ansehen.
Johanna Lemke, Kreuzer April 2008